Im betrieblichen Ausbildungsplan der Schülerinnen und Schüler ist genau geplant, wie viele Praxisanleitungsstunden in jedem Ausbildungsabschnitt absolviert werden müssen.  „Ein Großteil dieser Stunden wird in Form von ganztägigen sogenannten Praxisanleitungstagen durchgeführt, von denen die Auszubildenden besonders viel profitieren. Wir bemühen uns, darüber hinaus noch mehr Praxisanleitung anzubieten“,  sagte Praxisanleiterin Melanie, die in der allgemeinchirurgischen Abteilung arbeitet.

Praxisanleitung

Darum geht es

10 % der praktischen Ausbildungsstunden müssen laut Pflegeberufegesetz von speziell fortgebildeten Praxisanleiterinnen und –anleitern durchgeführt werden.  Im Krankenhaus Wittmund gibt es auf jeder Station mehrere PraxisanleiterInnen. Drei von ihnen erklären uns mal das Prinzip und die Vorteile.

„Bei der Praxisanleitung geht es darum, die Schüler gezielt an die praktischen Lerninhalte heranzuführen“, sagt Praxisanleiterin Tanja, die in einer Station der Inneren Medizin arbeitet. „Wir schauen, was in der Schule zu diesem Thema vermittelt wurde, und bauen in der Praxis dann darauf auf.“ „Wenn Themen in der Schule nur theoretisch behandelt wurden,  sodass die Schüler einen groben Überblick haben, vermitteln wir den Schülern die genaue Umsetzung. Denn einen halben Blutdruck kann man nicht messen”, sagt Tanjas Kollegin Jasmin, die ebenfalls als Praxisanleiterin tätig ist.

Unsere Schüler sind sehr motiviert

Praxisanleitung scheint Schülern besonders viel Spaß zu machen. Warum? 

Im normalen Arbeitsalltag geht alles hektischer zu. Da kann nicht so intensiv auf den Lernstand der Schüler geachtet werden. „An den Praxisanleitertagen merkt man dann schon, wo auch Defizite sind“, so Praxisanleiterin Jasmin. “Im Stationsablauf ist es wichtig, dass alles funktioniert und das Team eingespielt ist. Da müssen die Schüler mit den ausgebildeten Pflegekräften zusammenarbeiten und diese geben den Schülern vor, was sie zu tun haben.”

Während einer Praxisanleitung kann sich der Schüler fokussieren und  auf einzelne Patienten konzentrieren. So lassen sich Symptome, das Krankheitsbild und Therapiemaßnahmen besser vermitteln. Der Vorteil einer Praxisanleitung ist, dass die Schüler den gesamten Tag über begleitet werden“, so Praxisanleiterin Jasmin. Sie dürfen vieles ausprobieren, Neues lernen und viele, viele Fragen stellen. In der Praxisanleitung dürfen und sollen die Azubis die Chefrolle einnehmen”, sagt Praxisanleiterin Melanie. Sie lernen alles vorzubereiten, kommen in ganz neue Stresssituationen und haben die Möglichkeit zu delegieren und Anweisungen zu geben. Aber auch das will gelernt sein und muss geübt werden.” “Viele Schüler sind sehr schüchtern und trauen sich erst gar nicht, Anweisungen zu erteilen“, so Praxisanleiterin Tanja. “Während der Praxisanleitung haben die Azubis die Chance, in einem sicheren Rahmen auch mal Fehler machen zu dürfen, ohne dass dies schwerwiegende Folgen hat. Das gibt den Schülern ein sicheres und beruhigendes Gefühl“, sagt PA Tanja.

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"Unsere Praxisanleiter sind sehr geduldig und hoch motiviert"

Stefan Richter

Pflegedienstleiter

Was qualifiziert unsere Praxisanleiter

Als examinierte Pflegefachkraft kann eine circa 300 Stunden umfassende Fachweiterbildung absolviert werden. Dabei werden pädagogische und kommunikative Aspekte vertieft. Doch es braucht noch mehr als nur die schulische Ausbildung.

Es ist wichtig, sich auf jeden Azubi einstellen zu können. Nicht nur die Altersspanne geht weit auseinander, auch der Lernstand ist sehr unterschiedlich. Gute Menschenkenntnis ist in diesem Bereich sehr hilfreich, denn jeder Schüler ist individuell und ein anderer Lerntyp – „Die einen mögen es beispielsweise spielerisch, die anderen eher nicht. Das gilt es herauszufinden“, sagt Praxisanleiterin Jasmin.

Ein sehr nützlicher Nebeneffekt bei der engen Zusammenarbeit mit den Schülern ist es, dass auch die examinierten Pflegekräfte dadurch immer auf dem neuesten Stand bleiben. Werden Abläufe noch immer so gelehrt wie früher? Hat sich die Pflege in gewissen Bereichen verändert? „Auch wir lernen immer wieder von den Schülern und bekommen Anregungen, selber etwas zu verändern“, sagt Praxisanleiterin Tanja.

Praxisanleitung: OP Vorbereitung

Vor einem geplanten operativen Eingriff müssen zur Sicherheit der PatientInnen einige Untersuchungen gemacht werden. Wir haben Auszubildende Dominique und Praxisanleiterin Imke dabei begleitet. Vor der Behandlung erhält jeder Patient ein Armband mit seinen personalisierten Daten und auch das Bett wird mit einem Schild ausgewiesen. Dies gewährleistet eine schnelle und effektive Kontrolle der Identität des Patienten zu jeder Zeit.

Zunächst wird der Patient gewogen. Viele Patienten sind sich nicht ganz sicher, wie viel sie denn nun wiegen, oder schummeln auch gerade bei diesem Thema gerne mal. Die Bestimmung des Körpergewichts ist wichtig für die Dosierung der anstehenden Narkose. Anschließend werden beim Patienten Blutdruck, Puls und Fieber gemessen. Anhand dieser Werte wird kontrolliert, ob der Patient für die Operation zugelassen werden kann. Im nächsten Schritt wird die zu operierende Körperstelle beim Patienten großflächig rasiert. Eine Rasur kann aus mehreren Gründen notwendig sein:
  • zur Lokalisierung der Einschnittstelle
  • zur Vermeidung von Infektionen durch lange Haare
  • zur besseren Haftung selbstklebender OP-Abdecktücher
  • zur Erleichterung der postoperativen Versorgung

Um Komplikationen wie Thrombose zu vermeiden, bekommt der Patient am nicht zu operierenden Bein einen Kompressionsstrumpf. Dazu muss das Beim ausgemessen werden, um die richtige Strumpfgröße zu ermitteln. Vor der anstehenden Operation gehen die Patienten mit einer pH-neutralen Lotion duschen. Dadurch können vorhandene Haarreste und Hautschuppen entfernt werden. Außerdem können mithilfe der Ganzkörper-Desinfektion postoperative Wundinfektionen besser verhindert werden. Zum Schluss erfolgt die Dokumentation in die digitale Patientenakte. Hier werden die zuvor ermittelten Vitalwerte des Patienten eingetragen. So haben alle Pflegekräfte und Ärzte einen Einblick in den Verlauf und den aktuellen Gesundheitszustand des Patienten.

Praxisanleitung:
Redon Drainage ziehen

Im ersten Schritt wurde der Arbeitsplatz vorbereitet. Dazu wurden alle sterilen Werkzeuge und Materialien bereit gelegt.

Im zweiten Schritt hat Praxisanleiterin Jutta der Schülerin Janina die praktische Umsetzung gezeigt. Jutta hat dabei die aktive Versorgung der Patientin übernommen. Dabei hat sie erklärt, was sie macht, wie sie es macht und warum sie es so macht. Janina hat dabei tatkräftig assistiert und Fragen gestellt zu allem, was ihr unklar gewesen ist.

Im dritten Schritt sollte Janina die Führung übernehmen und das zuvor Gezeigte nachmachen. Janina hat zunächst auch sterile Materialien rausgesucht, die sie für das Ziehen einer Drainage benötigt. Janina erklärt der Patientin, was sie machen wird und wie sie dabei vorgeht. Nachdem das alte Pflaster gelöst wurde, mussten zunächst die Hände erneut desinfiziert und neue sterile Handschuhe angezogen werden.

Das Ziehen der Drainage kann sehr schmerzhaft sein. Zunächst löst Janina die Verklebungen von Haut und Röhrchen. Anschließend bittet Janina die Patientin tief einzuatmen und auf ihr Zeichen stark auszuatmen. Genau in dem Moment, in dem die Patientin ausatmet, wird die Drainage gezogen. Sofort wird mit einer Kompresse auf die Wunde gedrückt. Anschließend kommt eine Saugkompresse auf die Wunde. Falls es noch nachblutet, wird mit einem Stretchverband fixiert.

Nachdem die Drainage gezogen und die Wunde versorgt wurde, misst Janina die Fußfesseln der Patientin. Diese Maße werden benötigt, um die Größe der Thrombosestrümpfe herauszufinden. Diese Strümpfe sind nötig, weil Operationen und Bettlägerigkeit das Thromboserisiko erhöhen.

Abschließend erfolgt die Dokumentation. Diese ist enorm wichtig, damit jeder Mitarbeiter den aktuellen Stand der Pflege und der medizinischen Versorgung genau kennt.