Visite im Krankenhaus

Viste im Krankenhaus

Jeder, der schon einmal im Krankenhaus behandelt wurde, kennt sie die Visite. Doch viele wissen gar nicht, was ist eine Visite eigentlich? Warum gibt es Visiten? Wann finden sie statt und wer kommt alles zur Visite? Und häufig sind viele Patienten nach der Visite enttäuscht und haben das Gefühl, nicht schlauer zu sein als vorher. Der folgende Beitrag informiert sie rund um das Thema “Visite”, damit sie bestens vorbereitet sind.

Fangen wir direkt an und stellen uns die Frage:

Was ist eine Visite im Krankenhaus?

   Die „Visite“ ist von dem lateinischen Begriff „visitare“ abgeleitet, was so viel bedeutet wie „besuchen“ oder „aufsuchen”. Im Krankenhaus ist die Visite der Besuch eines Patienten durch den Stationsarzt gemeinsam mit der betreuenden Pflegekraft und zum Teil auch anderen Ärzten. Der Begriff “Visite” wird sowohl im stationären (Stationsvisite, meist in Begleitung von Pflegepersonal) als auch im ambulanten Bereich (Hausbesuch) verwendet.

Sonderformen der normalen “Stationsvisite” sind:

  • die Chefarztvisite, einmal wöchentlich informiert sich der Chefarzt über die auf seiner Station befindlichen Patienten. Dabei werden oft zeitgleich die Assistenzärzte geschult und unterrichtet.
  • die Kurvenvisite, hier wird ausschließlich die Patientenakte angesehen (z.B.Pflegedokumentation, Medikationsbogen, Fieberkurve, Befunde)
  • die Prämedikationsvisite ist der Grundstein für eine erfolgreiche Narkose. Es handelt sich um eine präoperative Beurteilung des Patienten durch den Anästhesisten. Ziele ist die Identifikation von Risikopatienten und die Auswahl des passenden Narkoseverfahrens.

Warum wird eine Visite gemacht?

Aus medizinischer Sicht

Die Visite ist aus medizinischer Sicht enorm wichtig für eine optimale Patientenbehandlung:

  • Der Arzt überprüft den Fortschritt des Patienten.
  • Der Arzt sichtet die Ergebnisse von Diagnosemaßnahmen und Untersuchungen
  • Der Arzt diskutiert alle medikamentösen, therapeutischen oder pflegerischen Maßnahmen
  • Verlegungen auf Intensivstationen oder andere Stationen können geplant werden
  • Der Arzt informiert die Patienten über geplante Untersuchungen und Änderungen des Behandlungsplans.
  • Notwendige Operationen oder kleine Eingriffe können geplant werden
  • die Entlassung nach Hause, in eine Reha-Einrichtung oder eine Pflege-Einrichtung wird strukturiert

Aus pflegerischer Sicht

Die Ärzte begegnen den Patienten oft nur ein paar Minuten am Tag, während die Pflegekräfte sich viel intensiver um den kranken Menschen und ihren Angehörigen kümmern. Aus diesem Grund hat sich die medizinische Visite zu einer medizinisch-pflegerischen Visite entwickelt. Dies hat den Vorteil, dass der Patient ganzheitlichen betrachtet werden kann:

  • Die Pflegekräfte informieren die Ärzte über Veränderungen sowie körperliche und emotionale Auswirkungen der Krankheit auf die Patienten
  • In der Regel sind die Pflegekräfte über erfolgte Maßnahmen und Therapien informiert
  • Ist eine Pflegekraft bei der Visite dabei, können spätere Patientenfragen besser beantworten werden.

Aus Patientensicht

Der Patient ist der Mittelpunkt des Geschehens. Die Visite ist daher nicht nur eine willkommene Ablenkung aus dem ruhigen Krankenhausalltag. Genau jetzt hat der Patient die Möglichkeit:

  • Beschwerden und Wünsche zu äußern
  • Gemeinsam Therapieziele entwickeln
  • Bedenken bei den Maßnahmen äußern und nach Alternativen fragen
  • Fragen stellen, wenn etwas nicht verstanden wurde
  • Sich Informationen einholen, wie sie den Genesungsprozess unterstützen können

Wer ist bei der Visite dabei?

In der Regel besucht der Stationsarzt mit der betreuenden Pflegekraft die Patienten. Zu Ausbildungszwecken können auch Medizinstudenten oder Auszubildende in Pflegeberufen an der Visite teilnehmen. Manchmal ist auch der Oberarzt anwesend, um die Arbeit des Assistenzarztes zu beobachten und zu beurteilen.

Eine Besonderheit ist die Chefarztvisite. Der Chefarzt verschafft sich einerseits eine Übersicht über die Arbeit der ihm unterstehenden Ärzte und wägt die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen ab. Andererseits dient die Chefarztvisite auch dem Ziel, Assistenzärzte in Weiterbildung zu unterrichten und zu schulen. Eine Chefarztvisite ist also Überprüfung und Lehre zugleich.

Dürfen Angehörige bei der Visite dabei sein?

Ja, auch Angehörige dürfen bei der Visite dabei sein, solange der Patient dem zustimmt. Bei der Visite des Zimmernachbarn müssen sie jedoch den Raum verlassen, um den Datenschutz nicht zu verletzten.

Wann ist die Visite im Krankenhaus?

Die Visite findet meistens in den Vormittagsstunden statt. Die genauen Zeiten erfahren die Patienten bei

der Aufnahme. Es ist wichtig, dass sie sich in dem genannten Zeitfenster im Zimmer befinden, da aus organisatorischen Gründen die Visite nur einmal täglich stattfinden kann. In Ausnahmefällen kann eine Visite auch mehrmals am Tag stattfinden, wenn der Zustand der Patienten kritisch ist oder sich verschlechtert.

An den Wochenenden betreuen die Bereitschaftsärzte meist mehrere Stationen. Aus diesem Grund kann die Visite zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden. Die Patienten können sich aber bei der betreuenden Pflegekraft informieren.

Kann die Visite auch ausfallen?

Die Visite im Krankenhaus findet täglich statt. An Sonn- und Feiertagen kann es vorkommen, dass der Bereitschaftsarzt nur persönlich vorbeikommt, wenn es besondere Vorkommnisse gibt. Am Tag eines operativen Eingriffes findet keine Visite statt. Sobald der Patient wieder auf Station ist, wird vom Stationsarzt eine Visite durchgeführt.

Wie läuft eine Visite im Krankenhaus ab?

Bei einer Visite sollen Veränderungen abgeklärt, Therapien geplant, Symptome untersucht, erfolgte Maßnahmen diskutiert und Rückfragen des Patienten beantwortet werden. Die Visite ist demnach nicht nur medizinisch-pflegerisch relevant, sondern eine gute Gelegenheit für Patienten, ihr Sorgen und Ängste anzusprechen sowie Informationen einzuholen.

Doch in Realität sind Krankenhausvisiten in vielen Kliniken sehr stark auf die Anliegen des Arztes ausgerichtet. Das hat den Hintergrund, dass die Ärzte oft gezwungen sind, die Zeiten bei den Patienten so kurz wie möglich zu gestalten, damit sie auch allen anderen Aufgaben noch nachkommen zu können. Dadurch sind jedoch viele Patienten verunsichert und haben Angst ihr Bedenken oder Wünsche zu äußern oder Unklarheiten anzusprechen. So zeigt es sich, dass

  • Eine Visite durchschnittlich 3 bis 4 Minuten pro Patient dauert
  • Die Ärzte 6 bis 8 Fragen stellen, der Patient dagegen nur 1 bis 2 Fragen stellt,
  • 50 Prozent der Visiten unterbrochen werden (Telefon, Notfall, Kollegen, Zimmernachbar…)
  • Der Patienten sich nach der Visite an nur 20 % des Inhaltes erinnert

Daraus können vielfältige Probleme entstehen. Wenn die Visite nach den Anliegen der Ärzte ausgerichtet wird, geht das zum Nachteil der Patienten. Aus diesem Grund ist es enorm wichtig, dass die Visiten für alle Beteiligten zufriedenstellend gestaltet werden. Auch sie als Patienten können aktiv dazu beitragen.

Auf die Visite vorbereiten – so profitieren Patienten

  • Sprechen Sie auf Augenhöhe mit den Anwesenden. Dazu stellen sie das Kopfteil von Ihrem Bett nach oben.
  • Hören Sie den Anwesenden aufmerksam zu.
  • Um Ihren Gesundheitszustand zu überprüfen, sollte Sie bei Untersuchungen und Maßnahmen im Rahmen der Visite so gut wie möglich mitwirken.
  • Seien Sie ehrlich zu sich selbst und den Anwesenden. Beantworten Sie die Fragen wahrheitsgemäß. Nur so können Sie richtig therapiert werden.
  • Fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Auch mehrmals.
  • Sie können sich nicht alles merken. Machen Sie sich Notizen oder bitten Sie einen Angehörigen, diese Aufgabe zu übernehmen. So können Sie sichergehen, dass Aufträge oder Anordnungen besser im Gedächtnis bleiben.
  • Sie dürfen zu jeder Zeit Fragen stellen und auch Kritik äußern. Denn mit allen Entscheidungen, Maßnahmen und Therapien müssen Sie zurechtkommen. Es ist demnach enorm wichtig, dass diese für Ihre Lebensumstände passen oder Alternativen gefunden werden.

Notfallnummern
NOTFALLNUMMERN
Feuerwehr/Rettungsdienst: 112
Polizei: 110
Giftnotruf (Niedersachsen): 0551-19240
Ärztl. Bereitschaftsdienst: 116117