Praxisanleitung – ein beruhigendes Gefühl

Der praxisanleitende Anteil der Ausbildung ist per Gesetz festgeschrieben. Im Krankenhaus Wittmund gibt es auf jeder Station mehrere PraxisanleiterInnen. Drei von Ihnen erklären uns mal das Prinzip und die Vorteile.

Was hat sich bezüglich der Praxisanleitung in der generalistischen Ausbildung geändert? 

Zehn Prozent jedes einzelnen Einsatzes werden von Praxisanleitenden begleitet. Die Azubis durchlaufen verschiedene Stationen im Krankenhaus, haben aber auch Außeneinsätze wie Altenpflege, Psychiatrie, Hospiz.  Früher gab es keinerlei Vorschriften, ob und wie viele PT pro Einsatz stattfinden sollten, berichtet Praxisanleiterin Melanie. Aktuell sind für jeden Einsatz mindestens drei Praxisanleitertage (PT) vorgeschrieben.  “Auf unserer Station bemühen wir uns sogar fünf Tag zu gewährleisten”, sagte Praxisanleiterin (PA) Melanie. Ob zusätzlich zu den drei Tagen noch weitere PT stattfinden, ist jedoch immer vom Einsatzgebiet abhängig.

Eine Herausforderung ist, dass die Themen der Praxisanleitungen nicht mehr vorgegeben werden, sagt PA Tanja. Vor der Änderung ist der Ablauf fest strukturiert gewesen. Die Schüler haben einen Themenschwerpunkt in der Schule theoretisch erarbeitet und anschließend wurde das Gelernte in der PT praktisch umgesetzt. In der neuen genrealistischen Ausbildung ist es etwas gelockert. Viele Themen werden angeschnitten, sodass die Schüler einen groben Überblick haben, aber es wurde nicht vertieft drauf eingegangen. So kann es vorkommen, dass die Azubis in der PT etwas umsetzten sollen oder gezeigt bekommen, was in der Schule und Theorie noch nicht komplett behandelt wurde. “Aber einen halben Blutdruck kann man nicht messen”, sagt PA Jasmin.

Praxisanleitung scheint Schülern besonders viel Spaß zu machen. Warum? 

Im normalen Arbeitsalltag geht alles hektischer zu. Da hat das ausgebildete Personal wenig Zeit, sich intensiv mit den Azubis zu beschäftigen. Da geht es oft unter wie die Lernstände sind, das Zeitmanagement, der Arbeitsablauf oder auch das Organisationsmanagement funktionieren. “An den PT merkt man dann schon, wo auch Defizite sind”, so PT Jasmin. Im Stationsablauf ist es wichtig, dass alles funktioniert und das Team eingespielt ist. Da müssen die Schüler mit den ausgebildeten Pflegekräften zusammenarbeiten und diese geben den Schülern vor, was sie zu tun haben.

Während einer Praxisanleitung kann sich der Schüler fokussieren und  auf einzelne Patienten konzentrieren. So lassen sich Symptome, das Krankheitsbild und Therapiemaßnahmen besser vermitteln. “Der Vorteil einer Praxisanleitung ist, dass die Schüler den gesamten Tag über begleitet werden”, so PA Jasmin. Sie dürfen vieles ausprobieren, Neues lernen und viele, viele Fragen stellen. “In der Praxisanleitung dürfen und sollen die Azubis die Chefrolle einnehmen”, sagt PA Melanie. Sie lernen alles vorzubereiten, kommen in ganz neue Stresssituationen und haben die Möglichkeit zu delegieren und Anweisungen zu geben. Aber auch das will gelernt sein und muss geübt werden. “Viele Schüler sind sehr schüchtern und trauen sich erst gar nicht, Anweisungen zu erteilen”, so PA Tanja. Während der Praxisanleitung haben die Azubis die Chance, in einem sicheren Rahmen auch mal Fehler machen zu dürfen, ohne dass dies schwerwiegende Folgen hat.  “Das gibt den Schülern ein sicheres und beruhigendes Gefühl”, sagte PA Tanja.

Was qualifiziert Praxisanleiterinnen und -anleiter? 

Als examinierte Pflegefachkraft kann eine circa 300 Stunden umfassende Fachweiterbildung absolviert werden. Dabei werden pädagogische und kommunikative Aspekte vertieft. Doch es braucht noch mehr als nur die schulische Ausbildung. “Es braucht viel Geduld und man sollte motiviert sein, anderen etwas zu zeigen und beizubringen”, da sind sich alle drei einig. Es ist wichtig, sich auf jeden Azubi einstellen zu können. Nicht nur die Altersspanne geht weit auseinander, auch der Lernstand ist sehr unterschiedlich. Gute Menschenkenntnis ist in diesem Bereich sehr hilfreich, denn jeder Schüler ist individuell und ein anderer Lerntyp- “Die einen mögen es beispielsweise spielerisch, die anderen eher nicht. Das gilt es herauszufinden”, sagt PA Jasmin.

Ein sehr nützlicher Nebeneffekt bei der engen Zusammenarbeit mit den Schülern ist es, dass auch die examinierten Pflegekräfte dadurch immer auf dem neuesten Stand bleiben. Werden Abläufe noch immer so geleert wie früher? Hat sich die Pflege in gewissen Bereichen verändert? “Auch, wir lernen immer wieder von den Schülern und bekommen Anregungen, selber etwas zu verändern”, sagt PA Tanja.

Praxisanleiterin Jasmin, Tanja und Melanie

 

 

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