Notfall Herzinfarkt – Wenn der Motor des Körpers streikt

Herzinfarkt

Das Herz ist unser wichtigster Muskel. Ohne das Herz steht alles still: Dieser faustgroße Muskel pumpt circa 70 Mal pro Minute das Blut durch unseren Körper. So wird unser gesamter Körper bis in den letzten Winkel mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt.

Das Herz

das Herz

Unser Herz befindet sich gut geschützt hinter dem Brustbein zwischen den beiden Lungenflügeln. Zusammen mit den Blutgefäßen bildet das Herz das sogenannte Herz-Kreislaufsystem und pumpt mit rhythmischen Kontraktionen das Blut durch den Körper. So hält das Herz den menschlichen Körper in Gang, versorgt die Körperzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen.

Schaut man genauer hin, besteht das Herz aus zwei im gleichen Takt schlagenden Pumpen, die durch die Herzscheidewand voneinander getrennt sind. Die rechte Pumpe versorgt den Lungenkreislauf. Die linke Pumpe pumpt über die Hauptschlagader (Aorta) Blut in den Körperkreislauf.

Auf diese Weise gelangen pro Minute fünf Liter Blut durch den Körper, hochgerechnet auf ein Menschenleben kommt der Muskel so auf 250 Millionen Liter Blut bei 3 Milliarden Schlägen. Umso folgenreicher ist es, wenn das Herz krank wird und seine Leistungsfähigkeit verliert. Gründe hierfür gibt es viele. Die häufigsten sind eine Verengung der Herzkranzgefäße, Herzrhythmusstörungen oder eine Herzmuskelschwäche.

Doch was ist, wenn es Probleme gibt?

In Deutschland zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach wie vor zu den häufigsten Todesursachen. Mit rund 130.000 Todesfällen pro Jahr in Deutschland steht der Herzinfarkt an erster Stelle. An zweiter Stelle steht die Herzschwäche. Über 45.000 Menschen pro Jahr kostet sie in Deutschland das Leben. Eine weitere Erkrankung des Herzens sind die Herzrhythmusstörungen – speziell Vorhofflimmern. Je älter wir werden, desto höher steigt auch das Risiko, dass das Herz aus dem Takt gerät.

Ein gesunder Lebensstil und das genaue Beobachten des eigenen Körpers helfen, das Schlimmste zu verhindern. Denn oft gibt es Vorboten: Brustschmerzen und/oder Atemnot unter körperlicher oder seelischer Belastung. Wenn zum Beispiel die Treppe, die vor einer Woche noch kein Problem war, einen plötzlich völlig aus der Puste bringt oder man unter Belastung einen festen Druck auf der Brust spürt, dann können das Anzeichen dafür sein, dass es dem Herz nicht gut geht. In diesem Fall sollte man zunächst den Hausarzt aufsuchen oder bei länger als 30 Minuten andauernden Beschwerden direkt den Rettungswagen rufen. Aber oft werden die meisten Beschwerden nicht wahrgenommen. Und dann kommt der Herzinfarkt ganz plötzlich und überraschend. Dann steht man vor folgenschweren Entscheidungen. Werden die Beschwerden richtig gedeutet, der Notarzt verständigt und die Behandlung schnellstmöglich in Gang gesetzt, kann ein Herzinfarkt völlig Folgenlos bleiben. Auf der anderen Seite können Verdrängen oder ein falscher Rat einen schweren Fehler am Herzen anrichten oder sogar zum Tod führen.

Zu den häufigsten Beschwerden zählen Brustdruck und Luftnot. Per Ultraschall, Blutuntersuchungen und EKG wird das Herz der Patienten genau unter die Lupe genommen.

Wie kommt es zu einem Herzinfarkt

Verengte Herzkranzgefäße – auch koronare Herzkrankheit (KHK) genannt – sind gefährlich, denn sie erhöhen das Risiko eines Herzinfarktes. Wie in einem Kanalsystem mit zahlreichen Verzweigungen durchziehen die Herzkranzarterien unseren Herzmuskel und transportieren Sauerstoff und nähreiches Blut zu den einzelnen Muskelzellen. Wenn ein Kranzgefäß durch einen plötzlich entstehenden Blutpfropfen (Thrombus) verstopft wird, kann das Herz nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden und ein Teil des Herzmuskelgewebes kann absterben. Man spricht von einem Herzinfarkt.

Die größte Gefahr bei einem akuten Herzinfarkt ist jedoch der plötzliche Herztod durch infarktbedingte Herzrhythmusstörungen, dem sogenannten Kammerflimmern. Je schneller Ärzte einen Herzinfarkt behandeln, desto größer sind die Überlebenschancen und die positive Langzeitprognose für die Patienten.

In Wittmund erfolgt in so einem Fall die Erstdiagnose, dann wird der Patient unverzüglich nach Wilhelmshaven, Oldenburg oder Westerstede verlegt, um dort mittels Herzkatheter untersucht und behandelt zu werden. In der Regel sind die Patienten innerhalb von 45 Minuten in der Behandlung. Handelt es sich nicht um einen akuten Infarkt, bleibt der Patient im Krankenhaus Wittmund und wird auf der Intensivstation behandelt. In den meisten Fällen erreichen wir bereits nach 3 bis 4 Stunden eine Linderung der Symptome.

Was spürt der Patient bei einem Herzinfarkt?

Symptome bei Herzinfarkt

In der Regel geht der Herzinfarkt mit Brustschmerzen einher. Diese können von

  • ihrer Intensität (kaum spürbar bis unerträglich),
  • dem Charakter (brennen, drücken, beklemmen)
  • den Begleiterscheinungen (Übelkeit, Schweißausbruch, Luftnot)

sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Hilfreich zur Einschätzung der Beschwerden ist auch die Ausbreitung der Schmerzen über der Brust: Der Herzinfarkt ist flächenhaft und nicht auf den Punkt begrenzt. Wenn also zum Beispiel der Ort der Bauschmerzen mit einem Finger lokalisiert werden kann, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um einen Herzinfarkt.

Ein Herzinfarkt ist umso gefährlicher, je länger der Patient zögert, sich Hilfe zu suchen. Es können zwei Gefahren auftreten:

Herzschwäche

Durch die Verstopfung eines Herzkranzgefäßes können Teile des Herzmuskels nicht mehr durchblutet werden. Dadurch wird die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung unterbrochen und Teile des Herzmuskel können sich nicht mehrzusammenziehend (Funktionsverlust). Ist nur ein minimaler Teil eines Gefäßes verstopft, können die gesunden Muskelbereiche den Funktionsverlust ausgleichen. Doch bei größeren Infarkten klappt das nicht mehr und die gesamte Herzkraft lässt nach. Nun wird das Herz immer schwächer. Das Blut sammelt sich in der Lunge und der Betroffene entwickelt Luftnot und bekommt das Gefühl, als müsse er ersticken.

Herzkammerflimmern

Wenn Muskelzellen nicht mehr ernährt werden, können diese plötzlich elektrisch außer Kontrolle geraten. Dabei wird der  gesamte Herzmuskel mit Tausenden ungeordneten elektrischen Signalen überschüttet. (Herzkammerflimmern). Das hat zur Folge, dass sich das Herz nicht mehr zusammenziehen kann und nur noch zuckt. Das Herz bleibt stehen, der Kreislauf bricht zusammen. Der Betroffene wird ohnmächtig und verstirbt innerhalb weniger Minuten, wenn nicht sofort Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet werden.

Wie erkenne ich einen Herzinfarkt

Der Herzinfarkt lässt sich bei Frauen und Männern in der Regel durch folgende typische Alarmzeichen erkennen:
 
WAS: Schmerzen, die länger als 5 Minuten anhalten.
 
WO: Typisch im Brustkorb, häufig im Brustbein. Zusätzlich Schmerzen im Rücken (Zwischen den Schulterblättern), der Oberbauch (Verwechslung mit Magenschmerzen möglich). Die Schmerzen können in den Arm, Hals oder den Oberbauch ausstrahlen.
 
WIE: Die Schmerzen sind flächenhaft und werden als brennend und drückend mit Engegefühl in der Brust beschrieben.

Weitere Symptome und Besonderheiten:

Je älter die Person ist, desto weniger stark kann der typische Brustschmerz sein. Bei Frauen häufiger als bei Männern können zusätzlich weitere Symptome wie Atemnot, Übelkeit oder Erbrechen, Schwitzen, Benommenheit oder Schwindel sowie unerklärliche Müdigkeit ein Alarmsignal sein.

Ebenso wichtig wie der wachsame Blick auf den eigenen Körper sei die Prävention durch eine herzgesunde Lebensweise. Dazu gehört unter anderem eine Ernährung mit wenig Fleisch und Fett, dafür mit viel Gemüse und Obst sowie gelegentlich Fisch. Regelmäßige Bewegung ist ebenso ein Vorsorge-Baustein: Auch ältere Menschen oder Patienten mit herzbedingter Vorbelastung können unter Umständen, nach Rücksprache mit dem Hausarzt, Sport treiben. Ratsam ist es, sich bis zu drei Mal pro Woche 20-30 Minuten sportlich zu betätigen.

Das Risiko einer Herzerkrankung wird unter anderem beeinflusst von Alter, erblicher Belastung und Geschlecht, aber auch vom heutigen Lebensstil. Ungesunde Ernährung, Übergewicht, Rauchen, Stress und daraus resultierende Beschwerden wie Diabetes, Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen erhöhen das Risiko, am Herzen zu erkranken.

Info

Diagnostik und Therapie im Krankenhaus Wittmund

  • Akutbehandlung schwerer Erkrankungen wie Herzinfarkt, Herzschwäche, Blutdruckentgleisungen, Herzrhythmusstörungen, gegebenenfalls unter Monitorüberwachung auf der Intensivstation
  • umfangreiche Diagnostik inkl. Echokardiographie (Ultraschall des Herzens), Belastungs-EKG, Langzeit-EKG und Langzeit-Blutdruckmessung
  • Neueinstellung von Patienten mit chronischer Herzschwäche, Bluthochdruck, Rhythmusstörungen und koronarer Herzkrankheit
  • Versorgung mit vorübergehend erforderlichen und permanent implantierten Herzschrittmachern
  • Bei erforderlicher Herzkatheteruntersuchung rasche Verlegung nach Wilhelmshaven, anschließende Rückverlegung
  • Transösophagale Echokardiographie (Schluckecho) zum Ausschluss von Thromben im Herzvorhof
Notfallnummern
NOTFALLNUMMERN
Feuerwehr/Rettungsdienst: 112
Polizei: 110
Giftnotruf (Niedersachsen): 0551-19240
Ärztl. Bereitschaftsdienst: 116117